3. Oktober – Wenn Schutzmaßnahmen gegen Nazis zum Sicherheitsrisiko für Bewohner*innen werden 

Gestern war 3. Oktober. Vor 26 Jahren wurde an diesem Tag die RM 16 besetzt. Um dieses Ereignis zu feiern sammelte sich eine Gruppe von uns z.T. unbekannter Personen auf dem Balkon des Hauses. Nach dem Ende der Inszenierung verließen alle die RM16. Da die beiden langjährigen Bewohnenden  schon seit Monaten woanders unterkommen, haben wir zu keinem Zeitpunkt damit gerechnet, dass sie an dem Tag nochmal ins Haus kommen würden.  

Den gestrigen Tag nahmen auch andere zum Anlass zu Feiern: In der Dresdner Innenstadt waren z.B die AfD und andere Nazis unterwegs. Es wurden Kundgebungen abgehalten, sich in Rage geredet und getrunken. Es kursierten Gerüchte, dass sich kleinere Nazi-Gruppen durch die Stadt bewegen. 

Besucher*innen von uns wurden auf dem Weg zum Haus in der unmittelbaren Nachbarschaft von Nazis angepöbelt. So entstand bei uns das Bedürfnis, Sicherheitsvorkehrungen gegen die umherziehenden Nazi-Gruppen zu treffen. Neben anderen Maßnahmen sicherten wir unsere Haustür gegen mögliche Angriffe oder Einbrüche zusätzlich mit einem Holzbalken ab. Diese „Barrikade“ richtete sich gegen mögliche Naziangriffe von Außen und war Teil der Verteidigungsstrategie unseres Hausprojekts. Ziel war nicht, andere Bewohnende auszusperren, Ziel war, uns selbst zu schützen! Am Ende des Abends kamen alle ins Haus, die ins Haus wollten.

Allerdings wurde dieser Teil unseres Sicherheitskonzepts auf einer Internetplattform für alle sichtbar geposted und entwickelt sich damit nun zu einem Sicherheitsrisiko. 

Wir sind geschockt von dem Verhalten der beiden langjährigen Bewohner*innen und ihrer Bereitschaft das Projekt und uns als Hausgemeinschaft selbst einer realen Gefahr auszusetzen. Dadurch wird wieder einmal deutlich, dass es den beiden weder um solidarisches Miteinander, noch um das Haus als politischen Ort geht. Vielmehr scheint ihnen die Sicherheitslage mehr und mehr aus dem Blick zu geraten, weil sie sich nicht mehr für das Projekt verantwortlich fühlen.